Lei(d)tsätze nach Todesfall

Von Sandra Matter

22.12.2023

Die richtigen Worte für trauernde Menschen zu finden, ist nicht leicht. Wie kann ich mich ausdrücken und mein Mitgefühl zeigen, ohne zu verletzen oder zu brüskieren? Welche Wortwahl vermeide ich?

Jede Begegnung mit Trauernden ist anders, nicht lernbar. Eine trauernde Person befindet sich in einer anderen Welt. Vielleicht funktionierend oder abwesend, abgelenkt und oft unsicher, wie sie wieder in einen normalen Tagesablauf zurückfindet.

Sie begegnen einer trauernden Person in dieser schwierigen Situation – und möchten «das Richtige» sagen. Die Angst, taktlos zu erscheinen, lässt Ihren Mund vielleicht scheinbar Naheliegendes formulieren. Auch mit echter Bemühung, keine Wunden aufzureissen oder zu kränken, besteht die Möglichkeit, dass dies nicht gelingt.

Es gibt kein Rezept, was richtig oder falsch ist

Trotzdem ist es förderlich, wenn Beileidsbekundungen nicht als blosse Floskeln daherkommen. Wobei der Versuch, dem Tod einen Sinn zu geben, Angehörigen auch nicht hilft. Unterstützung anbieten, kann hilfreich sein, sofern man bereit ist, diese bei Bedarf tatsächlich zu leisten.

Taktvolle Alternativen zu fünf oft gewählten Plattitüden

1.      Du musst nun stark sein und es muss weitergehen

Belehrungen sind in diesen Momenten nicht hilfreich, der Druck auf eine trauernde Person steigt, wenn die Gefühle unterdrückt werden sollen. Empathie und Zuversicht sind angebracht: «Das Leben wird weitergehen, aber nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deinen eigenen neuen Weg zu finden.»

2.      Ich weiss genau, wie du dich fühlst

Das Gefühl einer anderen Person kann man vielleicht erahnen oder spüren, aber genau wissen, ist unmöglich. Jeder Mensch empfindet Gefühle unterschiedlich intensiv. Ehrlichkeit und Zuhören kann Trost spenden: «Ich weiss nicht, wie du dich fühlst, aber ich höre gerne zu, wenn du mir erzählen möchtest.»

3.      Das wird schon wieder, alles wird gut

Auch wenn es optimistisch gemeint ist, die betroffene Person sieht das höchst wahrscheinlich im Moment nicht so. Eine bessere Wortwahl wäre: «Dein Leben wird anders sein, aber ich bin für dich da.»

4.      Die Zeit heilt alle Wunden

(Pseudo-)Poesie ist nicht hilfreich. Denn seelische Wunden begleiten einen ein Leben lang, aber die Schmerzen können mit der Zeit milder werden. «Die Trauer ist nicht dein Feind; sie ist ein Liebesbeweis. Ich wünsche dir, dass die Zeit dir hilft, mit ihr umzugehen.»

5.      Jetzt ist er/sie an einem besseren Ort/im Himmel, wo es ihm/ihr gut geht

Diese belehrende Feststellung kann vor allem nicht gläubige Menschen brüskieren. Niemand weiss wirklich, wo wir uns nach dem Leben befinden werden. Tröstend ist der Gedanke, dass die fehlende Person einen Platz im Herzen hat und nicht vergessen geht, was man beispielsweise ausdrücken könnte mit «Der/die Verstorbene hat seinen/ihren Platz in deinem Herzen gefunden.»

Aufrichtige Kondolenz kränkt nicht und zeigt viel Empathie, weshalb ein schlichtes «Es tut mir unendlich leid, mir fehlen die Worte» niemanden verletzt.

Stille statt Worte

Ehrliches Schweigen, zuhören, vielleicht eine Umarmung oder ein Schulterberühren können oft grösserer Trost sein als Worte, die nicht so gemeint sind. Auch Stille ist fühlbar.

«Ohne Worte kann man mehr sagen.» Michael Richter, Dr. phil., deutscher Zeithistoriker und Aphoristiker.

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